Vom Schnitzel zum Selbstbewußtsein - Beitrag von Sr. Mirjam Dinkelbach OCist

Vom Schnitzel zum Selbstbewußtsein
Austausch über die Bibel VII


Nicht nur Bibeltextforschungsinstitute rekonstruieren die Bibel mit Hilfe von Schnitzeln. Sehr erfolgreich waren damit auch wir an einem unserer Bibelabende.

Eine der Standardfragen der Gäste beim Kommen lautet: „Darf ich mitmachen, obwohl ich nichts weiß?“ Eines Abends antwortete ich: „Wir werden heute einander beweisen, dass wir nicht nichts wissen, sondern viel!“ Und das machten wir so:

1. Wir zerlegten unsere DIN-A4-Blätter in DIN-A7-Schnitzel.
2. In einer stillen Viertelstunde notierten wir aus dem Gedächtnis alle Bibelstellen, die uns einfielen. In Stichworten. Auf jeden kleinen Schnitzel eine Stelle.
3. Die beschriebenen Schnitzel legten wir in der Mitte auf den Tisch. Es wuchs ein Schnitzelberg. Er wuchs höher und höher. Und noch höher. Kein Mount Everest. Aber ein Großglockner mindestens.
4. Als die Viertelstunde um war, schauten alle auf den Schnitzelberg und sagten beeindruckt „Baaah!“ (das „a“ ungarisch ausgesprochen).
5. Wir lasen einander die Schnitzel vor: Brotvermehrung, Turmbau zu Babel, der reiche Fischfang, der gute Hirte, der Schatz im Acker, Daniel in der Löwengrube, das himmlische Jerusalem, die Heilung des Blinden, Lazarus … Es nahm kein Ende.
6. Wir nahmen unsere Bibeln zur Hand und lasen einige der gesammelten Bibelstellen ganz. Dabei gab es auch ein paar Augenöffner: z. B. dass es im Paradies nicht um einen Apfel ging, sondern um Früchte. Oder dass Jona nicht von einem Wal gerettet wurde, sondern von einem Fisch. Oder dass Saulus nicht vom Pferd fiel, sondern einfach stürzte. Und Saulus hieß danach als wie zuvor.

Aber was bedeuten diese Kleinigkeiten im Hinblick auf das Gesamtergebnis. Als die Gäste wieder gingen, hörte ich sie zueinander sagen: „Ich hab gar nicht gewusst, dass ich sooo viel weiß!“


Sr. Mirjam Dinkelbach OCist