Das Apostelkonzil - Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.

Meine biblischen Lieblingsgeschichten VI

Das Apostelkonzil - Apg 15 und Gal 2

Lukas schildert in der Apostelgeschichte eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Situation. Denkt man doch gerne, dass in der Urkirche alles voller Harmonie gewesen sein müsse.

48/49 n. Chr kommt es zum Streit und das war keine Kleinigkeit. Paulus und Barnabas, mit der Mission der sogenannten heidnischen Völker beschäftigt, werden nach Jerusalem zitiert. Dort trifft sich die Elite der damaligen Urgemeinde. Führende Vertreter der Gemeinde in Jerusalem, vermutlich ehemalige Pharisäer, noch stark in ihrem jüdischen Glauben verhaftet, Petrus und Jakobus, der Leiter der Jerusalemer Gemeinde, aber auch Titus, ein Heidenchrist, der Paulus begleitet, treffen sich um die Differenzen beizulegen. Heute nennt man dies das Apostelkonzil, also die erste Versammlung bei der man versucht die zukünftige Lehre der Kirche festzulegen.

Es werden heftige Auseinandersetzungen gewesen sein. Entzündet hatte sich der Streit an der Mission der Heiden, die doch Paulus Herzensangelegenheit war, seine eigenste Berufung. Die Jerusalemer Vertreter, die Paulus in Gal 2,4 als „falsche Brüder“ bezeichnet, wollten durchsetzen, dass alle Getauften sich dem Gesetz des Mose unterwerfen und sich beschneiden lassen sollen. Paulus sieht in dieser Forderung „die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben“ (ebd.) gefährdet.

Letztendlich einigt man sich darauf, dass keine Beschneidung notwendig ist, um Christ zu werden.
Ehemalige Juden und ehemalige Heiden können in den Gemeinden zusammen leben, zusammen Brot brechen und Gottesdienst feiern. Von allen wird Toleranz und Rücksichtnahme erwartet.

Trotz erheblicher Differenzen findet man eine Lösung, keinen bloßen Kompromiss, sondern eine Entscheidung, welcher Weg der richtige ist. Es wird nicht von oben einfach entschieden, sondern diskutiert, Argumente ausgetauscht und das schafft neuen Energien Raum. Paulus und Barnabas machen sich gemeinsam mit Männern der Jerusalemer Gemeinde voll mit neuem Mut nach Syrien und Antiochien auf.


Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.