Paulus in Athen – keine Erfolgsgeschichte? - Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.

Meine biblischen Lieblingsgeschichten IV

Paulus in Athen – keine Erfolgsgeschichte? (Apg 17,16-34)


Paulus habe ich mir immer als jemanden vorgestellt, für den nur ganz oder gar nicht galt. Vom glühenden Verfolger der Christen zum leidenschaftlichen Missionar für das Christentum. Er krempelt sein Leben nach dem Ereignis in Damaskus radikal um, wird zum Verfechter der Freiheit als eines der Grundprinzipien des Christentums.

Die Apostelgeschichte erzählt von seinen vielen Erfolgen auf den Missionsreisen, die er unternimmt, um die Lehre Christi aus der Enge Jerusalems hinauszutragen in die damals bekannte Welt. Aber in Athen, ein Zentrum des kulturellen Lebens in der damaligen Zeit, ist der Erfolg nur mäßig.

Paulus wird mal wieder „von heftigem Zorn erfasst“ (Apg 17,16), als er sieht, dass Athen voll Götzendienst ist. Täglich ist er in den Straßen unterwegs und spricht mit den Menschen, denen er begegnet, ob Juden oder Griechen, das ist ihm egal. In der Stadt sind viele Gebildete, die dort philosophische Studien betreiben wollen. Auch mit ihnen tauscht er sich aus.

Ohne soziale Medien musste man sich noch ganz real treffen, um sich über die letzten Neuigkeiten auszutauschen oder mit anderen über wichtige Dinge zu diskutieren. Und genau an einen solchen Platz des Austauschs – den Areopag - wird Paulus eingeladen. Ich finde es ganz schön mutig, dass er, der Fremde, es wagt, an diesem Platz eine flammende Rede über „seinen“ Gott zu halten.

Die Griechen – aus Angst, einen der vielen Götter zu vergessen – hatten einen Altar mit der Aufschrift „Einem unbekannten Gott“ errichtet. Und genau hier knüpft Paulus an. Er füllt die Lücke mit dem Gott der Juden und Christen, dem Schöpfergott, dem Gott, der den Menschen nahe ist, dem Gott, der sich nicht in einem Bild festhalten lässt und dem Gott, der uns von den Toten auferwecken wird.

Man sollte doch meinen, dass er damit sehr erfolgreich war bei all dem Engagement, mit dem er sein Anliegen vorträgt. Doch nur ein paar Leute schließen sich ihm an, viele sind nicht überzeugt. Also keine Erfolgsgeschichte? Ist hier die Zahl der Bekehrten die Messlatte? Oder wird der Erfolg nicht dadurch sichtbar, dass es Paulus gelungen ist, im Rahmen der griechischen Philosophie die christliche Glaubenslehre zu platzieren! Das Christentum aus der Enge der jüdischen Sekte herauszuholen und zur Weltreligion werden zu lassen! Also doch eine Erfolgsgeschichte!

Doris M. Bömken, Lic.Theol.